Kurze Geschichte eines A Cappella-Musikkabaretts
Im Sommer 1990 führt das Melchinger „Theater Lindenhof“ nahe Tübingen ein Bauernkriegsdrama als Open-air-Spektakel auf. Mit dabei eine Schar Kerzen tragender Mönche, die gregorianische Melodien intoniert und in einer Kapelle verschwindet. Dort wird die Idee von der Gründung eines besonderen A-Cappella-Ensembles geboren: Der „Chor der Mönche“ entsteht!
Ein halbes Jahr später schon erfolgt der erste Auftritt mit einem kompletten Abendprogramm. Einzug der Sänger in Mönchskutten mit Kerzen und geistlichen Gesängen. Doch nach kurzer Zeit werden die Ordensgewänder abgeworfen und ein schmuckes Männerquartett in Frack und Zylinder kommt zum Vorschein. Gnadenlos weltlich, unernst und mit augenzwinkernder Ironie gestaltet sich ab da das weitere Programm mit Titeln bekannter A-Cappella-Ensembles, aber auch Lieder und Gedichte auf Schwäbisch werden präsentiert. Die „Mönche“ pilgern fortan über die Kleinkunstbühnen der Neckar-Alb-Region, zuweilen auch darüber hinaus. Gecoverte Titel weichen immer mehr eigenen Kompositionen mit selbstverfassten Texten, das Programm erhält immer deutlicher eine eigene Handschrift. Mönche gehen und kommen, seit 2009 singt das Männerquartett in seiner achten Formation.
Beim Bühnenprogramm hat sich vieles in Richtung Musikkabarett weiterentwickelt und verändert. Auch das langjährige Comedian-Harmonists-Outfit ist nun einem profaneren Bühnenoutfit gewichen. Die Themen der Stücke sind oft dem Alltagsleben entlehnt, in der Darbietung ironisch überspitzt und dadurch von einer ganz eigenen Komik. Mitunter ist, was lustig daherkommt, unterschwellig durchaus auch kritisch zu verstehen: Aufs Korn genommen werden etwa Wellnesswahn („Nix do“), ÖPNV-Tücken („Out of Bempflingen“) oder Formularflut („Ofe“). Schwäbische „Mir könnet älles“-Selbstherrlichkeit wird gnadenlos demaskiert („Suebian Rhapsody“) ebenso wie Verschwörungsgeschwurbel („Läddagschwätz“). Nach zwei Jahren pandemiebedingter Bühnenabsenz hat der im Mössinger Steinlachtal beheimatete „Chor der Mönche“ seine „Gesangsmission“ wieder aufgenommen getreu dem Ordensmotto „Pugna sancta latratus asper – Heiliger Kampf dem schnöden Gebell!“